Veröffentlicht von Prof. Dr. jur. Burkhard Oexmann am 07.05.2019

Sportstättenhaftung (07.05.2019)

i.e.S. mit Pferden assoziiert
i.w.S. mit Freitzeitsportlern assoziiert
01. Pferdeeinstellvertrag

  1. Tierschutz: § 2 Nr. 1 + 2 TierSchG
  2. § 90a BGB i.V.m. Art. 20a GG
  3. Ergo: Ethologisch basierte Pferdehaltung durch den Menschen (Evolutionsbiologie + Domestizierung)
  4. Delegation an Pensionsstallbetreiber
    1. Pflichten gegenüber Pferd: Fürsorge und Obhut (primäre Erfüllungspflicht)
    2. Sekundäre Schadensersatzpflicht aus Verletzung des Integritätsinteresses des Pferdeeigentümers
  5. Urteil des OLG Frankfurt am Main vom 14.09.2007 (Kopie anbei)
    1. Typenmischvertrag ? Beherrschungssphäre
    2. Darlegungs- und Beweislast (Exkulpationspflicht ex §§ 292 S. 1 ZPO, 280 Abs. 1 S. 2 BGB)


02. Entgeltlicher Pferdevollberitt

  1. Pferdebasierte Definition: Elemente der Vertragspflichten beim Vollberitt
  2. Rechtliche Qualifikation: Dienstvertrag (Urteil des BGH vom 12.01.2017,(Kopie anbei)
  3. Beweislastverteilung
    1. Beherrschungssphäre
    2. Gefahren- und Verantwortungsbereich: Immanente Risiken aus der Natur des Pferdes (Fluchttier, vegane Ernährung, Herdentrieb)
    3. Exkulpationspflicht mit dem Beweismaß der §§ 292 S. 1 ZPO, 280 Abs. 1 S. 2 BGB


03. Kündigungsfrist beim Pferdepensionsvertrag

  1. Denklinien
    1. Teure Anlage (hohe Investition, tierschutzgerechte Unterhaltung, Futterbevorratung)
    2. Hohe Arbeitsintensität (täglich mindestens dreimal füttern und einmal misten)
    3. Tierschutz mit Teilaspekt Infektionsschutz (Influenza, Herpes, Hautpilz) und antiparasitäre Prophylaxe
    4. Typenmischvertrag
  2. Ergo: Begrenzung der Fluktuation des Pferdebestandes mit dem Ziel des Monatsrhythmus (vgl. gesetzliche Wohnraummiete, pro rata temporis)
  3. AGB:
    1. § 307 BGB (Inhaltskontrolle)
    2. § 309 Nr. 9c BGB (Dreimonatsregel, gesetzgeberische Wertung)
  4. Urteil des Landgerichts Wuppertal vom 23.05.2017 (Kopie anbei)


04. Aufsteller- und Produzentenhaftung bei Pferdeboxen

  1. Ethologische Anforderungen an Pferdeboxen (Größe, Belichtung, Beleuchtung, Wasser + Futter, Boxenmatratze, visuelle Sozialkontakte)
  2. Verletzungssichere Materialien: Holz, Stall, ausreichende Stabilität, verhaltenskonforme Kriterien (§ 2 Nr. 1 TierSchG)
  3. Haftung des Produzenten und/oder des Aufstellers fehlerhafter Pferdeboxen aus § 823 Abs. 1 BGB; dazu Urteil des OLG Celle vom 13.08.2018 (Kopie anbei)
  4. Mitverschulden (Mitursächlichkeit) nach § 254 Abs. 1 BGB:
    1. Verhältnis Hersteller/Aufsteller zum Berufsreiter (§ 833 S. 2 BGB)
    2. Kritik (kein Ansatz für analoge Anwendung des § 833 S. 1 BGB)
  5. Historisch erwähnt: BGH-Urteil aus 1990: Nach oben offenes U-Eisen mit der Gefahr partieller Sehnenruptur beim Steigen des Pferdes


05. Die Wasserrutsche in Freizeitanlagen als haftungsrechtliches
perpetuum mobile; hier: Verkehrssicherungspflicht

  1. Geschichte der Wasserrutschen inklusive Röhrenrutschen:
    1. Freizeitevent (gesellschaftsrechtliche Entwicklung: Mehr Freizeit im Rahmen der work-life-balance)
    2. Provokation der Propriorezeptoren (vergleichbar dem Kirmeskarusselleffekt) bis zur dreifachen Erdanziehung (3 G)
    3. „no risk no fun“ (neueste Entwicklung: Startpunkt der Wasserrutsche 100 m über dem Erdboden)
  2. Gefahren und Risiken:
    1. Unerfahrenheit der Benutzer
    2. Selbstüberschätzung der Benutzer
    3. Gruppendynamik
    4. Freizeitbegleitender Alkoholkonsum
  3. Risiken aus
    1. Konstruktion der Wasserrutsche
    2. dem Betrieb der Rutsche
  4. DIN EN 1069: Sicherheitstechnische Anforderungen an Wasserrutschen (Kopie anbei)
  5. Urteil des BGH vom 03.02.2004 (Kopie anbei)
    1. Rutschenanleitung mittels Piktogramme
    2. Einlasssteuerung (Lichtschranke usw.)
  6. Aufsatz von Möhlenkamp „Risikoanlagen im Badebetrieb“ (Kopie anbei)


06. Quad im Erlebnispark

  1. Haftungsrechtliche Kriterien beim Betrieb eines Erlebnisparks:
    1. Gruppendynamik
    2. „Lust auf Event“
    3. Enthemmung der Benutzer (Alkohol)
    4. Unerfahrenheit (Naivität)
  2. Besonderheiten des Quad:
    1. Hohes Gewicht (314 kg beim Typ „Yamaha Grizzly“)
    2. Hochliegender Schwerpunkt (Kippgefahr in unebenem, abschüssigem Gelände)
    3. Kleiner Lenkradius (weitere Kippgefahr)
  3. Vertragskonstruktion des in Kopie anliegenden Urteils des BGH vom 09.09.2008: Betreiber -> Arbeitgeber -> Arbeitnehmer
  4. Beschreibung des Unfallgeschehens (Rn. 2 des BGH-Urteils)
  5. Haftung des Betreibers gegenüber dem Arbeitnehmer:
    1. aus Vertrag
    2. aus Vertrag mit Schutzwirkung zugunsten Dritter
    3. Pflichten im Sinne der §§ 280 Abs. 1 S. 1, 276 Abs. 2 BGB:
      • Einweisung
      • Schutzhelm
    4. Mitwirkendes Verschulden beim fehlendem Schutzhelm; aber Schutzzweck der Norm (Verletzungen des Gesichtsschädels, Integralhelm)
    5. Haftung aus Delikt (§ 823 BGB)


Dr. jur. Burkhard Oexmann (Rechtsanwalt + Lehrbeauftragter)
Rassenhöveler Straße 7-59510 Lippetal
burkhard.oexmann@oexmann.de